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Der Austropop-Hit „Es lebe der Zentralfriedhof“ ist im Jahr 1974 angeblich anlässlich eines Plakats zum 100. Geburtstag des großen Wiener Friedhofs entstanden. Die Textzeile im zeitlosen Klassiker lautet „seine ersten hundert Johr“ – wer konnte damals schon ahnen, dass das Lied über fünfzig Jahre später noch so beliebt und präsent sein würde.
Der Zentralfriedhof ist ein wichtiger Bestandteil von Wien – nicht nur für die Wiener selbst, auch zahlreiche Besucher und Touristen kommen hierher. Mitte des 19. Jh. wurden die Kapazitäten der Friedhöfe der wachsenden Stadt knapp und man errichtete eine etwas weiter außerhalb der Stadt gelegene, letzte Ruhestätte. Diese war anfangs – gerade aufgrund ihrer peripheren Lage – wenig beliebt, das änderte sich erst, als man begann, prominente und wichtige Persönlichkeiten „umzubetten“ (wie etwa Ludwigi van Beethoven) bzw. ab dann direkt am Zentralfriedhof beizusetzen. Ihnen standen Ehrengräber zu – dieses Konzept gibt es bis heute, und es erweist sich in vielen Fällen tatsächlich als Publikumsmagnet.
Die Fahrt mit dem 71er
Das derart große Areal (über 330.000 Grabstellen gibt es am Zentralfriedhof) dient nicht nur dem Besuch der Verstorbenen, sondern auch der Naherholung im Grünen. Das wissen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere zu schätzen – die sich hier zahlreich tummeln und den Ort mit Leben erfüllen, der Friedhof zählt sogar zu den besonders vielfältigen Lebensräumen.
Der Mittelpunkt des Friedhofs ist die beeindruckende Jugendstilkirche, die dem heiligen Karl Borromäus geweiht wurde. Seit dem Tod Karl Luegers ist sie besser als „Dr. Karl Lueger Gedächtniskirche“ bekannt. Die Wege am Friedhof führen sternförmig von der Kirche weg, man kann sich mit Hilfe der 60 m hohen Kuppel daher gut in dem großen Areal orientieren.
Zum Friedhof gelangt man bis heute mit der Straßenbahnlinie 71, die nach Kaiserebersdorf führt. Daher stammt auch die Aussage „den 71er nehmen“ – so wird das Sterben auf Wienerisch liebevoll umschrieben, denn in früheren Zeiten wurden die Leichen in einem eigenen Straßenbahnwagon zum Friedhof gebracht.
Generell wird den Wienern nachgesagt, dass sie einen sehr freundschaftlichen Umgang mit dem Tod pflegen, und Wien sozusagen die „Metropole des Morbiden“ ist: Die Katakomben unter dem Stephansdom, die Kaisergruft, die Geschichte des „lieben Augustin“ oder die Tatsache, dass Wien sowohl über ein Folter- als auch ein Bestattungsmuseum – und eben diesen beeindruckenden Friedhof – verfügt, könnten ihren Beitrag zu diesem Ruf leisten. „Der Tod muss ein Wiener sein“, hat auch Georg Kreisler gesungen. Vielleicht dient ein Besuch des Zentralfriedhofs – etwa bei einer Nachtführung, einer Joggingrunde oder ganz gemütlich im Fiaker – dazu, sich selbst ein Bild davon zu machen.
Der allerletzte Ort
Dass sich Wien als Stadt, die dem Tod sehr nahe ist, präsentiert, zeigt sich in vielen Facetten – wie z. B. dem Wienerlied. Kein Wunder, dass man hier gerne seinen „allerletzten“ Tag – nicht nur als Eintagsfliege – verbringen und die Vielfalt der Stadt in vollen Zügen genießen möchte. Am besten also auch gleich den Lebensabend – und dafür gibt es den Zentralfriedhof schlussendlich seit über 150 Jahren.
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