Wächterin der Geschichte

Ein Artikel von Barbara Mohrenschildt/LM | 10.10.2024 - 09:35
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In der Burg soll es versteckte Fluchtwege geben, die den Burgherren und Bewohnern im Falle eines Angriffs ermöglichten, unbemerkt zu entkommen © Matt Ledwinka/Shutterstock

Im Tal des kleinen Kamp liegt die, von einem Kuenringer um 1150, gegründete Burg. Sie gehört zu den wenigen Burgen Österreichs, die nie erobert wurden. Im 12. Jh. lag sie in der Mitte des ausgedehnten Besitzes der Kuenringer, war damit also ein sicherer Zufluchtsort in einer bewegten Zeit. Als eines der stärksten Glieder in der am Flusslauf des Kamp entstandenen Kette von Befestigungen, kam ihr die Aufgabe zu, das Land vor den Einfällen der Böhmen zu schützen. Die Burg kam in der Folge in den Besitz der Herren von Dachsberg, Starhemberg und Landau. Allen ihren Belagerern leistet die Burg erfolgreich Widerstand. Gegen die aufständischen Bauern (1597), die katholischen Truppen (1619) und gegen die Schweden (1645) konnte sie sich erfolgreich behaupten.

Nie wurde Burg Rappottenstein zerstört, weshalb sie ein einmaliges Zeugnis für einen mittelalterlicher Wehrbau mit Elementen aus der Romanik, Gotik und Renaissance darstellt. Es sind wuchtige Mauern, die sich fensterlos über dem steilen Granitfelsen auftürmen. Eine klare Ansage an unerwünschte Besucher. An der höchsten Stelle des Felsmassivs bewacht ein Burgfried die Anlage. Die Burg hat ein gut durchdachtes Verteidigungssystem, bestehend aus acht Toren und fünf Höfen. Nur wer diese bezwang, konnte in die eigentliche Hochburg vordringen. Wer heute Spaß daran hat, kann sich selbst die beste Eroberungstaktik überlegen. Im Burgverlies erhalten mutige Naturen Einblicke in die Härten des damaligen Strafvollzuges. Kunstinteressierte hingegen finden in den dreigeschossigen Arkadengängen italienisches Flair. Die Fresken in den Innenräumen zählen zu den seltenen Beispielen der Profanmalerei des 16. Jh. Zu entdecken gibt es vieles, auch die im Jahre 1378 errichtete, gut geschützte Kapelle im ältesten Teil der Burg.

Seit 1664 ist die Burg Rappottenstein kontinuierlich im Besitz der Familie Abensperg und Traun. Seit 2011 stellt die Familie die Burg dem Roten Kreuz kostenlos für diverse Initiativen zur Verfügung. Seitdem ist sie nicht nur eine historische Stätte, sondern auch ein Ort der Erholung und des Krafttankens für Familien mit chronisch oder schwerkranken Kindern oder Eltern.

Wie viele alte Burgen ist auch Rappottenstein Schauplatz von Geistergeschichten. Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass der Geist eines gefangenen Ritters in der Burg umgeht. Er soll in dunklen Nächten durch die Gänge von Rappottenstein streifen und die Ruhe der Besucher stören. Außerdem ist die Burg so komplex und verwinkelt gebaut, dass es heißt, unkundige Besucher könnten sich in den vielen Gängen, Treppen und Räumen leicht verirren. Schließlich wurde die Bauweise darauf ausgelegt, Angreifern das Eindringen zu erschweren – und so sorgt sie auch heute noch für Orientierungsschwierigkeiten.

Tipp: Es ist ratsam, sich im Voraus zu informieren, da die Burg nur nach Voranmeldung besichtigt werden kann.

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