Drei-Kirchen-Wanderweg über Klein-Mariazell

Ein Artikel von DI Christiane Bartal | 02.09.2014 - 09:45

Wir starten unsere Rundwanderung in Hafnerberg, direkt bei der Wallfahrtskirche. Vom Parkplatz aus folgen wir dem Via-Sacra-Rundwanderweg durch den Föhrenwald, vorbei an den Stationen des Kreuzweges. Dabei passieren wir – inmitten einer Kuhweide – die "Fuxbauer-Kapelle" aus dem Jahre 1880. Nur 100 m weiter, kurz bevor man die Weide wieder verlässt, gibt es die Möglichkeit, einen kurzen Abstecher zum Felsnadel-Druidenstein zu machen. Die eigenwillige Felsformation auf dem kleinen, bewaldeten Hügel ist ein mystischer Ort, befindet er sich doch inmitten einer energetisch aktiven Zone. Wer sich in die Nähe des Druidensteins begibt, wird von elektromagnetischen Belastungen befreit – das soll sogar schon wissenschaftlich bewiesen worden sein.

Das nächste Highlight der Wanderung wartet nur 200 m weiter beim Fux-Hof: Zwei Visurhügel bilden hier ein prähistorisches Kalendarium. Blickt man von hier aus durch die Mitte der beiden Hügel hindurch, erkennt man den Peilstein, das weithin bekannte Felsmonument. Er wird quasi von den beiden Visurhügeln "angepeilt". Das uralte Bauerngut war seit jeher der Licht-Beobachtungsplatz, von dessen Standort die für den Feldbau wichtigen Jahreszeiten astronomisch abgelesen wurden. Begrenzt wird das Kalendarium durch die markanten Lochsteine.

Bei der Weggabelung halten wir uns links Richtung Klein-Mariazell. Hier befindet sich auch das hölzerne Hüber-Kreuz, das ein Zimmermann aus Nöstach im Jahr 1868 an jener Stelle errichten ließ, an dem er einst einen Blitzschlag unversehrt überlebte.

Wir folgen der asphaltierten Straße, bis ein unscheinbarer, aber durch Wegweiser ausgeschilderter Pfad entlang eines Weidezauns links abzweigt. Der Weg ist weiterhin landschaftlich abwechslungsreich und führt mal entlang von Wiesen, mal durch düstere Waldabschnitte. Über den "Gansl-Steig" geht's hinunter zum Klauswiesbach, vorbei am "Schacher-Kreuz" nach Klein-Mariazell.

Klein-Mariazell: Einst "Mariazell in Österreich"

Das Herzstück dieser kleinen Ortschaft ist das ehemalige Benediktinerkloster mit seiner wechselvollen Geschichte. Früher trug es die Bezeichnung "Mariazell in Österreich" – in Abgrenzung zu Mariazell in der Steiermark, das einst dem Herzogtum Steiermark zugehörig war.
"Mariazell in Österreich" wurde 1136 gegründet und von Benediktinermönchen aus dem bayerischen Kloster Niederaltaich besiedelt. Im 18. Jh. erfolgte die barocke Umgestaltung der Kirche. Unter Kaiser Josef II. wurde das Kloster 1782 geschlossen, die Stiftsgüter gingen in Privatgesitz über.

Was heute so prächtig dasteht, ist nicht mehr der ursprüngliche Bestand – die Klosteranlage wurde nämlich zwischen 1964 und 1967 geschliffen, sodass nur mehr die Klosterkirche und der Kreuzgang mit einigen Gewölberäumen erhalten blieb.
Die mittlerweile fast zur Ruine verkommene Kirche Maria-Himmelfahrt begann man 1994 zu restaurieren – ein riesiges Unterfangen, das die Wiedererrichtung des gesamten Innenraumes miteinbezog. Im Zuge von Grabungen entdeckte man 7 Böden übereinander, die Grundmauern der Urkirche traten zutage und mehr als 300 Gräber wurden gefunden. Am ersten Adventsonntag 1998 konnte die Wallfahrtskirche wieder ihrer Bestimmung übergeben werden.

Heute präsentiert sich das im Jahr 2007 zur Basilika minor erhobene Kloster mit einem hellen Kirchenraum, bunten Fresken über das Marienleben und einer rekonstruierten Orgel, auf der regelmäßig Konzerte stattfinden. Sehenswert ist auch die modern gestaltete Krypta mit dem "Raum der Stille und Konzentration" direkt unterhalb des Altars.

Wir lassen Klein-Mariazell hinter uns und halten uns nach dem Gasthof Kirchenwirt rechts Richtung Altenmarkt. Von hier an folgt der Weg ca. 1,5 km der Landesstraße. Beim Drehkreuz links nach dem letzten Haus in Altenmarkt-Thenneberg betreten wir die nächste Kuhweide. Wir halten uns in Richtung der markanten Baumgruppe, wo sich am Waldrand auch ein Holzkreuz, das "Kögl-Kreuz", mit Rastplatz befindet. Von hier sind es nur wenige Hundert Meter bis zur Pfarrkirche Altenmarkt.

Nach einem kurzen Blick in die hübsche kleine Kirche folgen wir dem Weg links hinunter zur Säule mit der Schwarzen Muttergottes. Eine Wiener Familie errichtete diese Gedenksäule im Jahr 1636 zum Dank für die überstandene Pest. Erst 2004 wurde sie im Zuge der Generalsanierung mit der Mariazeller Muttergottes sowie den Pestheiligen Rochus und Sebastian ausgestattet. An der Rückseite der Säule ist übrigens noch die Originalinschrift-Tafel aus dem Jahr 1636 zu sehen.

Der Weg führt Richtung Hafnerberg am Fuße der Siedlung durch den Wald über die "Hafnerbruck" zur Nepomuk-Kapelle direkt an der Straße von Altenmarkt nach Hafnerberg. Sie wurde 1763 als Dank für die überstandenen Unfälle entlang dieser Wegverbindung errichtet.
An dieser Stelle überqueren wir die Straße und gelangen entlang der Forststraße durch den Wald zurück nach Hafnerberg, unserem Ausgangspunkt. Dieses letzte Teilstück ist übrigens der "Alte Weg" – ein Teil der alten "Via Sacra", über die viele Pilger den Hafnerberg erreichten bzw. verließen. Der glanzvolle Schlusspunkt unserer Wanderung ist die Besichtigung der Wallfahrtskirche Hafnerberg.

Fazit

Die abwechslungsreiche Rundwanderung dauert ca. 3 Stunden. Selbst für Atheisten bietet der Drei-Kirchen-Wanderweg spannende Höhepunkte, etwa die mystischen Kraftplätze aus prähistorischer Zeit.
Der Weg ist gut beschildert. Außerdem erzählen Info-Tafeln kurz und bündig das Wichtigste zu den jeweiligen kulturhistorisch bedeutsamen Schauplätzen.

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

Stand: August 2014

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