Frühlingswanderung im Leithagebirge

Ein Artikel von Redaktion | 30.03.2011 - 10:47

Trockenrasen am Fuße des Leithagebirges

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© Naturschutzbund Burgenland

Nur ein wenig abseits von einer der verkehrsreichsten Straßen des Burgenlandes liegt, etwas versteckt, ein bedeutendes Relikt der ehemals traditionellen Hutweidenutzung am Leithagebirge – heute ein wertvolles Biotop für die Region. Der Thenau-Riegel liegt am südlichen Fuße des Leithagebirges einige hundert Meter westlich der Gemeinde Breitenbrunn und erstreckt sich von Osten nach Westen zwischen der Bundesstrasse B50 und dem Kirschblütenradweg. Mit einer Ausdehnung von rund 41 ha zählt das Gebiet zu den größten und bedeutendsten Trockenrasenflächen im Burgenland. Genau genommen handelt es sich beim Thenau-Riegel um den immer noch ausgedehnten Rest einer ehemals weit größeren Hutweide.

Täler und Plateaus

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© Naturschutzbund Burgenland

Der höchste Punkt des Areals liegt auf einer Seehöhe von 202 Meter, die Höhendifferenz innerhalb des Thenau-Riegels beträgt rund 57 Meter. Aufgrund seiner großen Artenvielfalt wurde der Thenau- Riegel im Jahr 1979 zum Vollnaturschutzgebiet erklärt. Der Thenau-Riegel liegt zur Gänze im Gemeindegebiet von Breitenbrunn. Geologisch Teil des Leithagebirges, ist der Thenauriegel aus marinen Kalken aufgebaut, die stellenweise schöne Felsformationen ergeben. Das Gebiet wird von vier kleinen Tälern zerschnitten, die sich im Südosten vereinigen und dem Areal eine einem Y-ähnliche Form geben. Zwischen diesen Tälern befinden sich ausgedehnte Plateaus, die teilweise steil und felsig abbrechen. Der Untergrund der Rasenflächen besteht aus verwitterten, bröckeligen Sandstein, der stark verkarstet ist. Darüber liegt eine 10 bis 15 cm starke Mutterbodenschicht auf. An mehreren Stellen ragt der Sandstein bis an die Oberfläche hinauf.

Viehherden als Landschaftsgestalter

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© Naturschutzbund Burgenland

Der längst aufgelassene ehemalige Breitenbrunner Steinbruch zeugt davon, dass der Bergbau einst ein bedeutender Wirtschaftszweigam Leithagebirge war. Zwei Fahrwege und mehrere Fußwege machen es leicht, die Naturschönheiten dieses sensiblen Gebietes zu erwandern, ohne dabei die Wege verlassen zu müssen. Durch den Thenau-Riegel verläuft auch der Burgenland-Weitwanderweg. Erreichbar ist der Thenau-Riegelsehr gut, da er in Gehdistanz zur Bundesstraße B50 liegt. An dieser befinden sich sowohl Park- als auch Einkehrmöglichkeiten. Auch vom westlich verlaufenden Kirschblütenradweg hat man einen guten Zugang zum Naturschutzgebiet. Der Thenau-Riegel ist besonders im Frühjahr ein beliebtes Ausflugsziel,  wenn Hunderte von Zwergiris-Blüten (Iris pumila) das Gebiet in einen Teppich aus rosaroten, gelben und blauen Blüten verwandeln. Ein detailliertes, sich gut in die Landschaft einfügendes Informationspult, klärt den Besucher über die naturräumlichen Gegebenheiten des Leithagebirges im Allgemeinen und des Thenau-Riegels im Speziellen auf.

Die Kulturlandschaft

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© TVB Neusiedlersee

Der Thenau-Riegel war über Jahrtausende ein siedlungsnahes Beweidungsgebiet. Durch extensive Viehwirtschaft unserer Vorfahrenist der ursprüngliche Eichen-Trockenwald verschwunden, gleichzeitig wurde durch diese Nutzungsform aber ein äußerst vielfältiger, steppenartiger Lebensraum geschaffen. Heute sind Teile des Thenau-Riegels und seiner Umgebung vom Weinbau geprägt. Die Hanglageder Weinberge begünstigt die Produktion hochwertiger Prädikatsweine. Einzelbäume sowie Baum- und Strauchgruppen lockern die Landschaft ein wenig auf.

Lebensraumtypen und ihre Charakterarten

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© Naturschutzbund Burgenland

Das für den Naturraum Neusiedler See Besondere des Thenau- Riegels ist seine abwechslungsreiche geomorphologische Struktur – wichtige Grundlage für die Entstehung vielfältiger Biotoptypen. An äußerst kargen Steilhangstellen haben sich Felsgras-Pionierrasen gebildet. Nur sehr angepasste Pflanzenarten können an derart lebensfeindlichen Standorten gedeihen und haben dazu spezielle Anpassungsstrategien entwickelt. So schließen sie ihre gesamte Entwicklung innerhalb nur weniger Wochen im etwas feuchteren Frühjahr ab, um den Rest des Jahres als Samen zu überdauern. Typische Arten für diesen extremen Standort sind das Hungerblümchen (Erophila verna) oder die Felskresse (Hornungia patraea). Wo sich über dem Fels eine dünne Bodenschicht bilden konnte, werden diese Pionierrasen von natürlichen Felssteppen abgelöst. Hier dominieren Gräser wie Furchen-Schwingel (Festuca rupicola) und Erd-Segge (Carex humilis) sowie Zwergsträucher wie Berg-Gamander (Carex humilis) oder Graues Sonnenröschen (Helianthemum canum). Felsrasen waren ursprünglich nur sehr kleinflächig vorhanden. Erst durch Rodung angrenzender Gehölze konnten sie sich großflächiger ausbreiten. Auf den Beweidungsflächen in den Tälern und Senken, die einst von trockenen Eichenmischwald bedeckt waren, konnten sich feinerdige Pararendsina-Böden bilden. Jahrtausende lange Beweidung und das trockene Klima förderten die Entstehung einer großen Artenvielfalt: Hier wachsen heute die im pannonischen Raum weit verbreiteten Tragant-Pfriemengras Trockenrasen mit Arten wie Pfriemengras (Stipa capillata) und Federgras (Stipa pennata agg.) sowie mit großem Blütenreichtum.

Besonders im Frühjahr erfreuen Arten wie die Sibirische Glockenblume (Campanula sibirica), die Große Kuhschelle (Pulsatilla grandis) oder Silberscharte (Jurinea mollis) das Auge des Besuchers. Bemerkenswert ist die relativ große Population des Neuntöters (Lanius collurio), der in der offenen Graslandschaft des Thenau-Riegels, die mit einzelnen Bäumen und dornigen Gebüschen wie Weißdorn (Crataegus) oder Schlehdorn (Prunus spinosa) durchsetzt ist, ideale Lebensbedingungen vorfindet. Die Gebüsche und Hecken am Rande des Thenau-Riegels bieten Deckung für wärmeliebende Reptilienarten wie Äskulapnattern (Zamenis longissimus) und Smaragdeidechsen (Lacerta viridis). Die in weiten Teilen des Burgenlandes häufigen Zauneidechsen (Lacerta agilis) kommen hingegen nur selten vor. Das Aufkommen einer größeren Population wird von den hier konkurrenzstärkeren Smaragdeidechsen verhindert.

Was den Thenauriegel gefährdet

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© Naturschutzbund Burgenland

Die sekundär aus Flaumeichen-Trockenwäldern entstandenen Trockenrasenam Thenau-Riegel werden nach Aufgabe der Beweidungrasch von konkurrenzstarken Hochgräsern wie Graugrüne Quecke (Elymus intermedium agg.) oder Glatthafer (Arrhenatherum elatius) überwachsen. Mit dem Ausbleiben von Pflegemaßnahmen bestehtin weiterer Folge die Gefahr von Verbuschung und Zuwachsen mit Gehölzen.Ein besonderes Problem stellt hierbei die sich rasch ausbreitende Robinie (Robinia pseudoacacia) dar, welche den Boden mit Nitrat anreichert, wodurch dort mit der Zeit nur noch nährstoffliebendePflanzen vorkommen.