Nur noch wenige Mauern stehen da, auf einer kleinen Anhöhe über der Thaya, die sich zwischen den Hügeln und den kleinen Bergen durch die Landschaft schlängelt. Hier oben auf dem Felsvorbau ist dann nicht nur die Größe der Burgruine atemberaubend, auch der Ausblick auf die Thaya sorgt für bleibende Erinnerungen.
Selbst wenn Kollmitz heute nur eine Ruine ist: Torturm, Hungerturm, Bergfried und Reste eines Wohngebäudes sind noch erhalten. Bergfried und Hungerturm können begangen werden und lassen einen Blick auf die Anlage von oben zu.
Burg ohne Brunnen
Man schreibt das Jahr 1293, als die Herren von Wallsee hier den Grundstein einer neuen Burg legten. Ursprünglich gab es schon eine ältere Kollmitzer Burg am gegenüberliegenden Felsen über der Mühle, die den Thayaübergang bewachte. Diese neue Burg sollte jetzt strategisch besser liegen, auch wenn sie anfangs nur klein war und erst im Laufe der Jahrhunderte wuchs.
Kollmitz unterscheidet sich von vielen anderen mittelalterlichen Burgen darin, dass sie keine Brunnen, sondern Zisternen für Regenwasser besaß. Oft wurden Burgen nicht erstürmt, sondern so lange belagert, bis die Bewohner wegen Wasser- und Nahrungsmangel aufgaben.
Kollmitz zeichnet sich auch durch die zwei Türme aus. Der höhere – der Bergfried – diente als Ausblick und Rückzugsmöglichkeit, war aber ebenso wichtig als Symbol der Herrschaft. Neben diesem hohen Turm gibt es einen etwas kleineren und um 150 Jahre jüngeren Turm, den sogenannten Hungerturm, in dem sich das Verlies befand.
Gegen Ende des 17. Jh. wurde die Burg gelegentlich als Schloss bezeichnet. Zu dieser Zeit erwarb Probst Franz von Schöllingen die Burg und richtete hier für sich einen Sommersitz ein. Dazu ließ er über einem mittelalterlichen Keller einen repräsentativen Schlosstrakt im Barockstil errichten, der reich mit Stuck verziert war. Die bestehende Ostwand mit den großen Fensteröffnungen erinnert heute noch daran, auch wenn von dem Wandschmuck mittlerweile aufgrund von Vandalismus und Verwitterung nichts mehr übrig ist.
Verfall und Ausschlachtung
In Friedenszeiten lebten auf der Burg weniger als 20 Personen, während der Kriegszeiten wurden jedoch bis zu 100 Bewaffnete in der Burg einquartiert, die in den Nebenräumen auf Stroh schliefen. Doch nicht der Krieg ließ die Burg zur Ruine werden, sondern die Vernachlässigung.
Als schon bald der Probst verstarb, musste die Anlage 1708 wegen der vielen Schulden mit allen Besitzungen an Raabs verkauft werden, die die Burg nicht weiter erhalten haben. Innerhalb von nur zwei Generationen wurde Kollmitz zur Ruine, als Steinbruch genutzt und alles was noch verwendet werden konnte, wurde weggetragen.
Immer wieder wird berichtet, dass in der 2. Hälfte des 18. Jh. die Dächer abgetragen wurden, um so der Dachsteuer zu umgehen. Diese Sage hält sich hartnäckig, obwohl mit der Einführung der Dachsteuer zu dieser Zeit Kollmitz bereits eine Ruine war. Lediglich einige Nebengebäude waren da noch mit Schindeln gedeckt, die letztlich abgetragen wurden.
Eine weitere Besonderheit kann Kollmitz aufweisen: die Böhmische Mauer. Sie ist etwa 350 m vom Haupttor entfernt, 150 m lang und wurde im 15. Jh. zum Schutz des Vorgeländes errichtet. Sie reicht beidseitig bis zum Steilabfall und sperrt damit die Landzunge, auf der die Burg steht. Der einzige Zugang von Norden führt durch diesen Torturm, der mit einem Graben und einer Zugbrücke gesichert war.
Zeittafel
- 1135 Nennung der „Chalmunze“, der alten Kollmitzer Burg.
- 1293 Neuerrichtung der Burg am heutigen Standort.
- 1363 war Kollmitz Sitz eines Landgerichtes.
- 15. Jh. Ausbau der Burg sowie Bau der Böhmischen Mauer.
- 16. Jh. Ausbau mit modernen Wohntrakten.
- 1693 kauft das Stift Geras die Festung und baut sie für die Pröbste als Sommersitz aus.
- 1708 erwarb die Herrschaft Raabs die Burg, sie wurde aufgelassen und als Steinbruch genützt. Verwendbares Material wurde weggetragen.
- 1760 erwirbt Johann Christoph Freiherr von Bartenstein diese Burg.
- 1939 Erwerb der Ruine durch die Stadt Waidhofen.
- 1974 Gründung des Vereins zur Erhaltung der Ruine und Kauf 1994 mit Übergabe an die Stadtgemeinde Raabs.
Burgruine Kollmitz
Lage: Nahe Raabs an der Thaya. Anfahrt über Kollmitzgraben und zu Fuß mit kurzem Anstieg zur Burg hinauf (empfehlenswert!) oder über Raabs an der Thaya nach Kollmitzdörfl weiter bis zum Parkplatz vor der Böhmischen Mauer.
Anfahrt: Über die A22, Abfahrt Stockerau Richtung Horn und Raabs a. d. Thaya, Abfahrt Richtung Kollmitzgraben. Oder über Krems nach Langenlois und Richtung Horn und Raabs a. d. Thaya, Abfahrt Richtung Kollmitzgraben.
Öffnungszeiten: Die Ruine ist frei begehbar, den Schlüssel für die Türme erhalten Sie an der Jausenstation der Ruine Kollmitz. Mai bis Oktober, Montag bis Freitag von 10–17 Uhr. Samstag & Sonntag von 10–18 Uhr.
Preise: Erwachsene 2,– €, mit der NÖ-Card kostenlos. Der Eintritt ist in der Jausenstation zu entrichten. Beim Eingang hängt auch eine „Spendenbox“, in die das Eintrittsgeld eingeworfen werden kann.
Besonderheiten: Die ehemaligen Burgräume im Wirtschaftstrakt rechts vom Eingang wurden als Museum adaptiert. Hier erfahren Sie mehr über die Burggeschichte und sehen diverse Funde sowie eine Dokumentation über das Leben und Werk des Topographen Georg Matthäus Vischer. Den Schlüssel erhalten Sie in der Jausenstation.
Info: Ruine Kollmitz, Stadtgemeinde Raabs an der Thaya, 3820 Raabs an der Thaya.
Tel. 02846/365
gemeinde.raabs@wvnet.at
www.kollmitz.at