Beeindruckende Peitschenkunst

Ein Artikel von Monika Stradner | 20.08.2024 - 14:30
Abtenau_Heuart 2 - (c) Rudi Kain.jpg

Gekonnt setzen die Herreiter ihre Peitschen ein © Rudi Kain

Bei festlichen Anlässen treten im Salzburger Tennengau, Pongau und Pinzgau ganzjährig die sogenannten „Herreiter“ in Aktion. Bei diesem „Schaubrauch“ sitzen Schnalzer auf Norikerpferden, die von Fußknechten geführt werden. Gekonnt schwingen sie ihre bis ca. 3,5 m langen Peitschen und sorgen mit lautem Knallen für Aufmerksamkeit und ebnen den Festumzügen den Weg.

Soll das Brauchtum beim winterlichen Aperschnalzen böse Mächte, Finsternis und Kälte vertreiben, dient es bei festlichen Anlässen hauptsächlich dazu, den Weg frei zu machen und dem folgenden Geschehen Aufmerksamkeit zu verleihen.

Altes bäuerliches Brauchtum

Geschnalzt wurde bereits im frühen 18. Jh., es gibt vom Fest- und Hochzeitsschnalzen allerdings viel weniger schriftlich überlieferte Informationen als vom Aperschnalzen. Die kräftigen Norikerpferde, die in der Region früher in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, dienten den schnalzenden Männern als Reittiere, geführt wurden sie dabei meist von den Bauern, die die Pferde besonders gut kannten und auch mit dem Einsatz der Peitsche im Alltag gut vertraut waren.

Da die Arbeitspferde mit der fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft weniger eingesetzt wurden, verschwand auch die Herreitertradition nach und nach im Laufe des 20. Jh. – mittlerweile findet sie wieder großen Anklang. Zahlreiche Gemeinden im Salzburger Land, von Annaberg über Gastein und Maxglan bis nach Wagrain, verfügen heute (wieder) über eine Herreitergruppe und bekommen auch laufend jugendlichen Zuwachs.

Die zum Einsatz kommende Peitsche besteht aus einem Holzstiel und einem Seil, das früher aus mehreren Hanfsträngen gedreht wurde und zum Ende hin dünner wurde. Heute werden dafür meist leichtere Materialien eingesetzt. Der laute Überschallknall ensteht durch die rasche Richtungsänderung, die von den Herreitern mit der Peitsche durchgeführt wird. Sie zeichnen beim Schnalzen über Kopf eine liegende Acht nach.

Jeweils zwei, drei oder vier Herreiter schnalzen dementsprechend im 4er, 6er oder 8er Takt. Geprobt wird regelmäßig, besonders intensiv vor Wettkämpfen wie dem alljährlichen Preisschnalzen um den Wanderpokal. Preisrichter bewerten dabei nach einem ausgeklügelten Punktesystem u. a. den gleichmäßigen Takt und die Lautstärke.

Festliche Ausrückungen

Bei Hochzeiten, Vereins- und Kirchenfesten haben die Herreiter ihren großen Auftritt. Laut und weit hörbar soll das Peitschenknallen zu Beginn einer Hochzeit oder an der Spitze eines Festumzugs sein. Auch für die Zuschauer ist das ein einzigartiges und unvergessliches Schauspiel.

Veranstaltungstipps

  • Rauris, landesweite Bauernherbst-Eröffnung: 24. August 2024
  • Lammertaler HeuART-Fest: 1. September 2024
  • St. Johann im Pongau, 100 Jahre Gebirgstrachten Erhaltungsverein: 15. September 2024
  • Wagrain, Platzkonzert Trachtenmusikkapelle: 17. September 2024
  • Bad Gastein, Erntedank: 29. September 2024
  • Großarl, 50 Jahr-Jubiläum : 13. Oktober 2024