Zwischen 1867 und 1871 ließ Mitchell Henry am Ufer des traumhaften kleinen Sees Lough Pollacappul das Prunkschloss erbauen und eine Miniaturkathedrale im gotischen Stil © ireland.com
Eigentlich war diese Abtei ein Schloss, ein romantisches Ideal, erbaut aus Liebe zu einer Frau. Connemara, wo es entstehen sollte, war in der Mitte des 19. Jh. ein stilles Land, gemacht aus Bergen, Seen und Moor und ideal zum Jagen und Angeln.
Auch heute fährt man weite Strecken durch wild schöne Küstenlandschaft, kurvt auf baumüberdachten Sträßchen durch grünes, von Wildblumen durchwachsenes Dickicht. Bis unerwartet vor einem dunkel glitzernden See das Zuckerbäckerschloss auftaucht, das von einem Benediktiner Frauenorden geführt wird und zum Besuchermagneten geworden ist. Und dies vor allem, weil es ein perfektes altirisches Idyll symbolisiert.
Erschaffen hat es Mitchell Henry, der reiche Erbe eines Baumwollhändlers aus Manchester. Er war einer jener englischen Gentlemen, die zunehmend zur Angelsaison in das kleine Paradies kamen. Und bald beschloss er mit seiner Frau Margaret für immer überzusiedeln.
Zwischen 1867 und 1871 ließ er ihr am Ufer des traumhaften kleinen Sees Lough Pollacappul das Prunkschloss erbauen und eine Miniaturkathedrale im gotischen Stil, ließ einen viktorianischen Walled Garden anlegen und kaufte für die kleine Summe von rund 18.000 Pfund rund 56.000 m2 Wald- und Seenland. Bis hierhin wäre es die Märchengeschichte eines Traumpaares, wenn nicht Margaret nur 3 Jahre später plötzlich auf einer Ägyptenreise verstorben wäre.
Mitchell Henry widmete sich in seiner Trauer bald sozialen Aufgaben, gab Arbeit und Unterkunft an Landarbeiter, die bis 1903 tausende Quadratmeter unfruchtbares Moorland zu einem blühenden und produktiven Anwesen machten.
Dann kam Kylemore Estate unter den Hammer und verwilderte, bis es 1920 von den Benediktinernonnen übernommen wurde. Noch einmal blühte der Garten bis in die 1940er Jahre auf, verwilderte aber schließlich so sehr, dass von den ursprünglichen 21 Gewächshäusern des Nordhanges nur noch die Fundamente erhalten blieben.
Erst im Jahr 2000 wurde der Garten auf Initiative der Nonnen rekonstruiert und mit zwei original restaurierten viktorianischen Gewächshäusern wiedereröffnet. Eine ganze Schar von Gärtnern kümmert sich um das noch in der Erde verborgene Saatgut der viktorianischen Pflanzenzuchten, und sie bepflanzen den Walled Garden jährlich mit bis zu 11.000 Blumenzwiebeln.
So ist am Fuß des majestätischen Diamond Hill ein neuer Frühlings- und Sommertraum entstanden, der das alte Märchen noch einmal aufleben lässt. Im Restaurant des Mitchell´s Café werden wie einstmals nur Gerichte mit Produkten aus dem Gemüsegarten nach alten Rezepten der Nonnen kreiert und die Wanderrundwege, die einmal Mitchell Henry für seine Familie anlegen ließ, laden jetzt die Besucher zu Ausflügen in die Connemara Mountains und auf den Diamond Hill ein. So ist ein Ausflug nach Kylemore für die Menschen auch nach 150 Jahren wieder zu einem Fest für die Sinne geworden.
Info: www.kylemoreabbeytourism.ie