Ruine Kammerstein

Ein Artikel von REISEN Magazin/Gerald Stiptschitsch | 29.06.2023 - 09:50
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Vom Palas sind nur mehr die Südwestmauer, ein Teil der Ostmauer und ein Teil der Nordwestmauer des Untergeschoßes sowie die Hälfte des ersten Obergeschoßes erhalten © Gerald Stiptschitsch

Zwischen Otto I. von Perchtoldsdorf und dem österreichischen Herzog Friedrich II, den Streitbaren, kam es zu einer Fehde, sodass Friedrich II. im Oktober 1236 Burg Perchtoldsdorf eroberte und zum Großteil zerstörte. Die zerstörte Hauptburg wurde jedoch nicht sofort neu aufgebaut, sondern eine schwer einzunehmende Höhenburg errichtet. Otto II. von Perchtoldsdorf, der Sohn Ottos I., zog sich im Wald zurück und baute seine Burg auf einem Bergrücken des Tales der Dürren Liesing. Der Name der Burg, urspünglich „Chemerstain“, hat vermutlich mit dem Titel Ottos II. von Perchtoldsdorf als „Kämmerer von Österreich“ zu tun. 1286 stirbt Otto II. im Kloster Lilienfeld, Otto III. von Perchtoldsdorf tritt sein Erbe an und beteiligte sich vier Jahre später an einem Adelsaufstand gegen den neuen Landesherren Herzog Albrecht I. 

Mit Hinterlist in den Kerker

In einer Strafexpedition zerstört Herzog Albrecht I. die Hauptburg und Otto III. suchte Unterschlupf in der Burg Kammerstein, die jedoch als uneinnehmbar galt. Erzherzog Albrecht soll jedoch eine List angewendet haben, indem er seine Versöhnung anbot und Otto sowie seine Mitstreiter in die Burg zu Wien einlud. Er ging auf den Vorschlag ein und kurz nachdem Otto von Perchtoldsdorf seine uneinnehmbare Festung verlassen hatte, ließ Albrecht I. die nun führerlose Burg nehmen. Für den nichtsahnenden Perchtoldsdorfer aber, der abends bei der festlich gedeckten Tafel saß, hatte sich der Herzog eine besondere Überraschung ausgedacht. Just zu dem Zeitpunkt, als die Festgäste in bester Stimmung waren, bat Herzog Albrecht den Perchtoldsdorfer, einen Blick auf die südlichen Hänge des Wienerwaldes zu richten. Was er dann sah, ließ seine vom Alkohol benebelten Sinne mit einem Schlag hellwach werden und ehe er zu einer Regung fähig war, hörte er im Hintergrund das Lachen des Herzogs. Denn wo einst seine uneinnehmbare Burg gestanden hatte, sah man nur mehr ein riesiges Flammenmeer. Der Legende nach wurde Otto von Perchtoldsdorf unmittelbar darauf mitsamt seinen Gefolgsleuten in Eisen gelegt und hat den Rest seines Lebens im Kerker verbracht.

Nur noch Reste

Heute sind nur noch letzte Reste der einstigen Burg sichtbar. Weil sie an einem zu drei Seiten steil abfallenden Felskamm liegt, war sie vom Tal und von den Seiten uneinnehmbar. Im Süden wurde sie durch den mächtigen Bergfried und einen einst 10 m tiefen und breiten Halsgraben abgesichert, der heute nur mehr als Einengung der Höhenschichtlinien erkennbar ist. In die Burg kam man wahrscheinlich über eine schmale Zugbrücke. Der fünfeckige Bergfried stand an der höchsten Stelle, da das Gelände bis zur nördlichen Ringmauer um 8 m abfällt. Auch von ihm sind nur noch Reste vorhanden.