Wildkatzen in Tirol und der Wachau

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 13.12.2022 - 15:33
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"Felis silvestris" ähnelt der Hauskatze, ist aber stämmiger und extrem scheu © Rudmer Zwerver/Shutterstock

 Seit Mitte der 1950er Jahre galt die Wildkatze (Felis sivestris) in Österreich als ausgestorben. Mit viel Mühe und Geduld ist es allerdings gelungen, den seltenen Tieren einen Lebensraum zu bieten, den diese langsam anzunehmen scheinen. In den vergangenen Jahren wurde die Europäische Wildkatze immer wieder in Österreich gesichtet. 

Wildkatze bei Reviergang entdeckt

Dieses Jahr hatte ein Jäger im Tiroler Gemeindegebiet von St. Johann im Walde bei seinem Reviergang das Glück, eine Wildkatze zu beobachten. Sogar ein Foto ist ihm gelungen, das er an den Tiroler Jägerverband weitergeleitet hat. Die Wildökologin und Raubwildreferentin des Jägerverbandes, Martina Just, bestätigte die Vermutung, dass es sich um eine Wildkatze handeln könnte. Fellzeichnung und Körpergestalt deuteten eindeutig darauf hin. Es handelt sich dabei um den zweiten bestätigten Nachweis einer Wildkatze in Tirol
Der erste Wildkatzennachweis des Bundeslandes Tirol stammte von einer Haarprobe aus See im Paznaun aus dem Jahr 2013. Damals war es ebenfalls ein Jäger, der den Fund gemacht hatte. Da die Europäische Wildkatze damals noch als ausgestorben galt, war der Fund eine kleine Sensation. 

Waldviertler Wildkatzen-Population

 Im niederösterreichischen Nationalpark Thayatal wurde seit etwa zwei Jahren die Wildkatze sogar sehr regelmäßig gesichtet. Genetische Analysen der Haare sowie Fotos zeugen von einer Wildkatzenpopulation in diesem Gebiet. In der Wachau entdeckte man 2013 die erste Wildkatze, einen Totfund. Seitdem wurden auch hier regelmäßige Nachweise auf die scheuen Tiere gefunden. 
Neue Wildkatzen-Nachweise in der Wachau und die regelmäßigen Funde im Nationalpark Thayatal können mittlerweile als wissenschaftlicher Beweis dienen, dass es sich nicht um herumstreifende Tiere handelt. Man geht sogar davon aus, dass es sich um eine ortsansässige Waldviertler Population bzw. einzelne Teilpopulationen handelt.
Man vermutet, dass die Schutzgebiete und Nationalparks eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob sich eine Wildkatzenpopulation entwickeln kann. Das Weltkulturerbe Wachau, der Biosphärenpark Wienerwald, die beiden Nationalparks Donau-Auen und Thayatal sowie das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal scheinen dafür ideale Bedingungen zu bieten.

Merkmale der Europäischen Wildkatze

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Schwarze Ringe am Schwanz sind ein Merkmal der Europäischen Wildkatze © Petr Muckstein/Shutterstock

Wildkatzen sind Kleinkatzen und ähneln getigerten Hauskatzen, sind allerdings stämmiger, kräftiger und dichter behaart. Die typische Fellzeichnung der scheuen Tiere ist grau-braun verwaschen mit einem hellen Kehlfleck, schwarzen Ringen um den Schwanz, schwarzer Schwanzspitze und einer schwarzen Rückenlinie. Letztere geht meist in zwei parallele Streifen über. Ihr Lebensraum sind strukturreiche, naturnahe Waldgebiete, wo sie Unterschlupf finden und sich gut verstecken können. Nur in Ausnahmefällen bekommt man eine Europäische Wildkatze zu Gesicht.