Wer gerne Zeit in der Natur verbringt und mehr über Amphibien lernen möchte kann im Rahmen des Projekts „AmphiBiom“ aktiv zum Artenschutz beitragen und dabei auch noch etwas gewinnen. Mehr lesen ...
Der Baumschläfer ist extrem selten. Man erkennt ihn an seiner "Zorro-Maske" © Dmitry Fch/Shutterstock
Der Baumschläfer (Dryomys nitedula) gilt als extrem selten gewordener Waldbewohner, der europaweit streng geschützt ist. Im Rahmen des bundesweiten Citizen-Science-Forschungsprojekt der Österreichischen Bundesforste in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund und dem privaten Institut für Wildtierbiologie apodemus wurde der Fokus ganz auf den kleinen Nager gelenkt. Drei Jahre lang wurden das Vorkommen und die Lebensweise des Baumschläfers untersucht. Die Ergebnisse geben Grund zur Hoffnung.
Sensation: 60 Nachweise von privaten Sichtungen
Der Baumschläfer ist etwa 9 bis 10 cm groß und gehört zu den kleineren Bilchen © kakteen/Shutterstock
Baumschläfer sind eng an den Lebensraum Wald gebunden. Ihr Vorkommen gilt als Anzeiger für einen gesunden und artenreichen Mischwald, dennoch ist die Art nahezu unerforscht und selbst unter Waldkennern kaum bekannt. Man fand den rund 9 cm kleinen Bilch mit maskenhaft dunkler Färbung um die Augen hierzulande schließlich doch in seinem bevorzugten Habitat: in naturnahen Mischwäldern.
Dafür wurden 600 Stück Nistkästen auf 20 genau den Vorlieben der Baumschläfer entsprechenden Untersuchungsflächen in ganz Österreich platziert. Ein Nachweis des Tieres ist damit allerdings nur in Salzburg auf der Postalm und in der Steiermark in der Frauenhöhle (Fürstenfeld) gelungen.
Es wurden aber auch private Beobachter gebeten, ihre Sichtungen zu melden – auf der eigens eingerichteten Website baumschlaefer.at. Viele der Sichtungen waren von hoher Qualität, so dass sich rund 60 davon eindeutig dem Baumschläfer zuordnen ließen. Die Betreiber der Studie sprechen von einer Sensation. In der Laufzeit von drei Jahren konnten so mehr Baumschläfer-Meldungen bestätigt und dokumentiert werden als in den vergangenen 100 Jahren zusammen. Mit rund 50 % der Sichtungen wurden besonders viele Nachweise des Baumschläfers in den Wälder rund um die Nockberge und im Lavanttal in Kärnten erbracht.
Es waren allein in Kärnten 25 Sichtungs-Meldungen, in der Steiermark 15, in Salzburg 8, in Tirol sichtete man 2, in Oberösterreich 1, in Wien, Niederösterreich, Burgenland und in Vorarlberg hingegen keinen Baumschläfer.
Der Lebensraum des Baumschläfers
Die Gebiete, in denen besonders viele Baumschläfer gefunden wurden, zeichnen sich durch großflächige bodenfeuchte Bergwälder mit üppigem Unterwuchs an Sträuchern aus. Im Flachland sowie in hochalpinen Felsregionen dürfte der Baumschläfer in Österreich nicht vorkommen. Überraschend dabei war, dass Baumschläfer offensichtlich weniger menschenscheu sind als angenommen: Meldungen belegten Sichtungen in Holzhütten und Ferienhäusern in Waldnähe, auf waldseitigen Terrassen und teilweise sogar im Hausinneren.
KI erkennt Baumschläfer-Rufe
Um noch mehr über den Gefährdungsgrad des Baumschläfers zu erfahren, wird das Monitoring fortgesetzt – mit einer gänzlich neuen Forschungsmethode. Man startet einen KI-gestützten (KI=Künstliche Intelligenz) Lauschangriff auf die Natur. Gesetzt wird auf eine völlig störungsfreie Methode: das Audiomonitoring.
Baumschläfer werden dabei anhand ihrer Rufe akustisch nachgewiesen. Zur Realisierung der neuen Herangehensweise entwickelten die Projektbetreiber ein Computermodell, welches mit Aufnahmen von Baumschläfer-Rufen trainiert wurde. Das Modell unterscheidet die Laute mit Hilfe von künstlicher Intelligenz klar von anderen Waldgeräuschen und erkennt die Rufe des Baumschläfers mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 98 %. Die Aufzeichnung läuft über winzige, im Freien montierte Rekorder. So werden Baumschläfer klar registriert und dokumentiert – selbst in jenen Gebieten, in denen man sie noch nicht zu Gesicht bekommen konnte.
Um noch besser über den Baumschläfer und seine Bedürfnisse zu informieren, wurde die Broschüre „Aktiv für Bilche“ verfasst. Darin finden interessierte Wald- und Gartenbesitzer Infos und Tipps zum Erhalt wertvoller Lebensräume für Baumschläfer und andere Waldbewohner. Und: Ein neues Kreativheft für jüngere Baumschläfer-Fans bereitet das Wissen um den Kleinsäuger mit Superheldenmaske kindgerecht und spielerisch auf. Beide Broschüren sind über die Bundesforste erhältlich.