Wer die Gegenwart besser verstehen will, der sollte die Vergangenheit kennen lernen. Davon war wohl auch Eva-Maria Kienast überzeugt, als sie beschloss, mit drei Mittelaltervereinen aus Südtirol, Wien und Innsbruck das Leben der Bauern im 14. Jh. nachzustellen.
Gemeinsam werden alte Höfe bezogen, denn „wer einmal auf einem viel zu kurzen Bett mit Strohmatratze geschlafen hat“, so Kienast „der erkennt bereits daran, wie gut es uns heute geht.“
Um den Besuchern das Lebensgefühl aus dem finsteren Mittelalter näher zu bringen, zeigen die Teilnehmer alte Handwerkstechniken. Die Menschen von damals stellten beispielsweise ihre Gürtel noch selber her. Jede normale Bauersfrau war selbstverständlich eine Meisterin im Sticken, Spinnen oder Strohhutflechten. In den alten Steinöfen wurde das Brot selber gebacken. Die Natur ersetzte die Aufgaben von Arzt oder Apotheker. Die Menschen des Mittelalters waren auf die Heilkraft der Kräuter angewiesen.
Eva-Maria Kienast und die Mitglieder der Mittelaltervereine sorgen dafür, dass die alten Techniken und Weisheiten nicht verloren gehen. Und sie vermitteln ein Gefühl für das Leben unserer Vorfahren. „Man war den ganzen Tag mit Arbeit beschäftigt“, berichtet Kienast. „Der Tagesablauf war genau strukturiert. Jedes Mitglied der Familie hatte seine vorbestimmte Aufgabe zu erfüllen.“ Aus heutiger Sicht ist es faszinierend, mit wie wenigen Mitteln die Menschen von damals überlebten. Und wie sinnvoll ihr Leben trotz oder gerade wegen des harten Überlebenskampfes war.
Lebendige Ausstellungsstücke
Wer die finsteren und faszinierenden Welten des Mittelalters hautnah erleben und betrachten möchte, der hat dazu an zwei Tagen die Gelegenheit. Im Gelände rund um den historischen Ötztaler Hof werden drei „Living History Gruppen“ in die alten Bauerhäuser des Museums einziehen, um den Besuchern das Leben der Bauern im Mittelalter näher zu bringen.
In stündlichen Präsentationen beleuchten sie mit viel Begeisterung und Hintergrundwissen, wie Mode- und Standesbewusstsein das Leben der Menschen prägten. Besucher erfahren viel Wissenswertes über den wirtschaftlichen Aspekt der Textilproduktion aus dieser Zeit.
Wie praktisch historische Unterwäsche ist und welche Gewänder sonst noch getragen wurden, das wird bei der farbenprächtigen Modenschau vorgeführt. Dabei fungieren die Darsteller als „lebendige Ausstellungsstücke“, deren Kleidung und Accessoires an regionale Funde und Bildquellen angelehnt sind.
An den zwei Tagen im Museum erlebt man den Arbeitsablauf eines Haushalts, schaut den Handwerkern über die Schulter und riecht die Düfte historischer Köstlichkeiten, die in den alten Stuben gekocht werden. Besonders Kinder sind eingeladen, die Geschichte mit allen Sinnen zu „begreifen“. Sie werden in interaktiven Präsentationen mehr über Mode, Mühsal und Müßiggang erfahren.
Die Belebung ist zugleich eine Kooperation über die Landesgrenzen hinaus. Die „Vrouwen Maere“ aus Tirol treffen auf „Niedertor mit Gefolge“ aus Südtirol und die „IG 14. Jahrhundert in Österreich“ aus Wien, um den Besuchern das Leben der Bauern im Mittelalter näher zu bringen.
Info: www.museum-tb.at
Bauernleben im Mittelalter
Samstag, 6. und Sonntag, 7. August 2016
jeweils 9–17 Uhr
Ort: Museum Tiroler Bauernhöfe
Angerberg 10, 6233 Kramsach
Eintritt: € 8,–
Info: www.museum-tb.at