Wenn aus Wasser Steine werden

Ein Artikel von Monika Stradner | 25.06.2024 - 11:47
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Kalktuff ist ein leichtes, poröses Gestein, das sich an diesem Hang in Lingenau gebildet hat © Maleo Photography/Shutterstock

Im Jahr 1998 wurde der in Lingenau im Bregenzerwald vorkommende Quelltuff zum Naturdenkmal erklärt. Beinahe in Echtzeit kann man hier erleben, wie sich Steine bilden. Denn über die Felsen fließt das Wasser ins Bachbett der Subersach hinab – und bildet dabei eindrucksvolle Sintervorhänge und bunte Felsformationen.

Einzigartiges Naturdenkmal

Die Gesteinsformation gilt als eine der bemerkenswertesten Kalksinterbildungen nördlich der Alpen. Zugleich ist sie eine der herausragenden geologischen Erscheinungen in Vorarlberg. Zum Teil ist die Steilwand bereits mit mehreren Metern und einer Art „Vorhängen“ von Kalksinter und Quelltuff bedeckt. An Überhängen haben sich pilzförmige Übergussschichten entwickelt.

Dabei entstehen durch das kalkabscheidende Wasser sogar Fossilien. Wenn pflanzliche und tierische Reste von Kalk bedeckt und verkrustet werden, löst sich die organische Substanz mit der Zeit auf – zurück bleibt ein exakter Abdruck davon. Bis zu 20 mm wachsen die meterhohen Strukturen aus Quelltuff in einem Jahr immer weiter – und es entstehen Steine, fast schon in Echtzeit.

Der Quelltuff gilt als poröses, leicht zu bearbeitendes Gestein und wurde hier lange Zeit als stabiles, gut isolierendes und feuerbeständiges Baumaterial – etwa für Gewölbe oder den Stallbau – verwendet. Auch in den Mauern der aus 1722 stammenden St. Anna Kapelle, an der unser Weg vorbei führt, können wir uns davon überzeugen.

Familienfreundlicher Rundweg

Ausgehend vom Hallenbad in Lingenau starten wir diesen gut 2,5 km langen Rundweg, der sich für eine Wanderung mit der ganzen Familie eignet. Von April bis November kann man hier das Vorkommen des einzigartigen Kalksinters beobachten. Der Lehrpfad führt über einen Asphalt- und Kiesweg sowie zahlreiche Treppen und Stege aus Holz – Achtung: bei feuchten Bedingungen können diese sehr rutschig werden.

Wir überqueren bei der St. Anna Kapelle die Hauptstraße und folgen dem beschilderten Weg, bereits aus der Ferne leuchtet uns der Quelltuff von Gelb bis Ocker in den verschiedensten Tönen entgegen. Auf etwa 30 m Breite erinnert der 40 m hohe Steilhang dabei an eine zauberhafte Märchenlandschaft. Wir folgen einer etwas absteigenden Asphaltstraße bis zur Einmündung in das Quelltuffgebiet, das Wasser fließt hinab in die Schlucht der Subersach.

Wir lesen auf fünf Informationstafeln über Geologie und Vegetation des Naturschauspiels und haben ausreichend Möglichkeit, es aus der Nähe zu beobachten. Durch steiles Gelädne geht es auf Holzstegen und -treppen wieder hinauf zu einer großen Wiese, von der aus man wieder zurück zur St. Anna Kapelle gelangt.

Info: www.vorarlberg.travel