Wer schon einmal Bilder von Russland, insbesondere seiner Hauptstadt Moskau, gesehen hat oder selbst dort war, weiß, dass Zwiebeltürmchen im flächenmäßig größten Land der Erde keine Seltenheit sind. Im Nordwesten des Landes, nicht unweit der Grenze zu Finnland, befindet sich in der historischen Landschaft der Republik Karelien auf der Insel Kischi im Onegasee jedoch eine Kirche, die dem Ganzen noch eins draufsetzt – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Nicht weniger als 22 Zwiebeltürme, gedeckt mit Schindeln aus Espenholz, krönen das bekannteste Bauwerk, die Erlöser-Verklärungs-Kirche, eines eigenwilligen architektonischen Ensembles, das unter dem Namen Kischi Pogost (Pogost bezeichnete ab dem 18. Jh. einen geschlossenen Friedhof mit einer Pfarr- oder Bezirkskirche) bekannt ist. Diese 37 m hohe Kirche wurde angeblich 1714 zur Feier des Triumphs der Siege Peters des Großen über die Schweden erbaut, obwohl überliefert ist, dass es spätestens seit Anfang des 17. Jh. auf der Insel eine Verklärungskirche gab.
Diese und zwei weitere Kirchen, eine Windmühle sowie ein Glockenturm aus dem 17. Jh. und eine Reihe von sogenannten Isbas Blockhäuser, die selbst schon kleine Sehenswürdigkeiten sind, locken jährlich zahlreiche Besucher auf die Insel, auf der Russlands bekannteste denkmalgeschützte Holzbauten stehen. Die Holzbaukunst-Siedlung ist nämlich heute ein Freilichtmuseum und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Neben dem prachtvollen Anblick der Verklärungkirche sollte man jedoch die kleine unscheinbarere Lazarus-Kirche nicht außer Acht lassen. Sie stammt aus dem Kloster Murom am Ostufer des Onegasees, das vom russisch-orthodoxen Heiligen Lazarus von Murom im 14. Jh. gegründet wurde. 1959 wurde sie nach dem Verfall des Klosters auf die Insel Kischi verlegt und ist damit der älteste hölzerne Sakralbau. Ob die Kirche jedoch tatsächlich im Jahr 1390 von Lazarus selbst erbaut wurde, ist umstritten.