Von Zauberern, Schergen und Werwölfen

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Stefan Spath | 30.09.2020 - 10:45
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rominent kommt die Wallfahrts­kirche St. Leonhard ob Tamsweg in den Blick © Stefan Spath

Mehr als 30 angebliche Hexen sind im 17. Jh. auf dem unscheinbaren Hügel beim Lungauer Bezirkshauptort exekutiert worden. Der Schauplatz des Geschehens hat sich – das ist in Europa einzigartig – seit der letzten Hinrichtung um das Jahr 1800 nicht wesentlich verändert. Einen Unterschied gibt es aber: Als der Passeggen dem Pfleggericht Moosham vom 13. Jh. an als Richtstätte diente, war der Galgen als Symbol absoluter Macht von Weitem sichtbar. Darauf deutet auch der Name hin – Passeggen stammt vom slawischen „passeka“, für Lichtung. Heute bedeckt dichter Wald den Hügel, was aber die düstere Aura des Ortes noch mal unterstreicht.

Der im Jahr 2014 angelegte Richtstättenweg startet bei einem Parkplatz an der Kreuzung von B95 und L248. Schilder mit einem Logo in Rot, auf dem manche die Konturen eines anmutigen Frauengesichts erkennen, andere dagegen jene eines „Hexengesichts“, geleiten die Wanderer über Wald, Felder und Wiesen. Grundsätzlich kann der Themenweg in beide Richtungen begangen werden. Die Schautafeln entlang der 3,5 km langen Runde verschaffen einen Überblick über den Hexenwahn am Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Die prägnanten Texte stammen vom Lungauer Historiker Peter Klammer. Ihm ist es anhand mehrerer aus Gerichtsakten destillierter Einzelschicksale gelungen, das in halb Europa seit dem späten Mittelalter grassierende „Hexen-Phänomen“ auf Lungauer Verhältnisse herunterzubrechen.
Welche Verbrechen den als Hexen verdächtigten Personen angelastet wurden, ist auf den etwa ein Dutzend Informationstafeln im Detail nachzulesen. „Malefiz-Delikte“ wie Schadenzauber, Wettermachen und Hostienschändung nahmen in der Vorstellungswelt der Bevölkerung einen hohen Stellenwert ein. Man lernt die Prozessordnung und die Hauptpersonen kennen – die Schergen und Scharfrichter sowie ihre perfiden Methoden, den Opfern Geständnisse abzupressen. Faksimiles historischer Stiche illustrieren das historische Geschehen. Da holt etwa ein Scharfrichter zum Axthieb gegen den Nacken des Opfers aus, da wird gerädert und mit glühenden Zangen gezwickt. Man erfährt, dass der „Thaumb­stockh“ – die Daumenschraube – gerne Frauen angelegt wurde, die man als Hexen verdächtigte. Beiläufig wird mit manchem Irrglauben aufgeräumt – „Hexe“ bezeichnete auch angebliche männliche Zauberer. Bald wird klar: Einmal in die Mühlen der Justiz geraten, gab es kaum ein Entrinnen. Und so begleitet man mit mehr als 200 Jahren Abstand die Verurteilten auf ihren „letzten drei Tagen“  bis zu ihrem grausigen Ende.

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

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