Die Fähre "Color Magic" von der norwegischen Reederei Color Line gin als Testsieger aus dem europaweiten Fährentest hervor © ADAC
Ein gutes Gesamtergebnis liefert ein europaweiter Fährentest, den der ÖAMTC in Zusammenarbeit mit seinen Partnerclubs im Rahmen des Verbraucher-Schutzprogramms EuroTest durchgeführt hat.
"Die Mehrzahl der getesteten Schiffe erfüllt alle Sicherheitsanforderungen und befindet sich auf einem hohen technischen Niveau. Die Passagiere haben allen Grund, sich an Bord sicher zu fühlen", fasst ÖAMTC-Touristikerin Maria Renner zusammen. Begutachtet wurden 18 Schiffe, deren Fährstrecken in der Nord- und Ostsee, im Mittelmeer und im adriatischen Meer verlaufen. 7-mal wurde die Note "sehr gut" und weitere 7-mal ein "gut" vergeben. Drei Schiffe erhielten das Urteil "ausreichend". Im Fall der Fähre Jean Nicoli der französischen Reederei SNCM, unterwegs von Marseille nach Ajaccio, lehnte die Schiffsleitung die Zusammenarbeit mit dem Tester ab. Getestet wurden die Fähren nach den Kriterien Sicherheitsinformationen, Konstruktion und Stabilität, Brandschutz, Rettungsmittel sowie Sicherheitsmanagement.
Norwegen: Testsieger punktet mit moderner Sicherheitsausstattung
Die höchste Punktzahl im Test erreicht die Fähre "Color Magic" (Baujahr 2007) der norwegischen Reederei Color Line, die zwischen Kiel und Oslo verkehrt. Die gepflegte Kreuzfahrtfähre verfügt über moderne Sicherheits-, Rettungs- und Brandschutzeinrichtungen.
"Der Testsieger ist eines von wenigen Schiffen im Test, auf denen Passagiere ausführliche Sicherheitshinweise erhalten, sowohl in Form von Broschüren am Check-in als auch an Bord über Lautsprecher", sagt die ÖAMTC-Expertin.
Wermutstropfen bilden hier die Orientierungspläne, auf denen zwar viele Serviceangebote, jedoch keinerlei Sicherheitshinweise zu finden sind. Und das Sicherheitsvideo bekommen nur diejenigen Passagiere zu sehen, die es sich selbstständig auf ihren Kabinenfernsehern anschauen.
Zypern: Schlusslicht im Test durch Brandgefahr und fehlende Sicherheitseinrichtungen
Schlusslicht beim Fährentest ist die zypriotische Fähre "Scandola". Aber auch sie konnte immerhin noch mit "ausreichend" bewertet werden © ADAC
Am anderen Ende der Bewertungsskala rangiert die zypriotische Fähre "Scandola". Sie verbindet die beiden spanischen Hafenstädte Valencia und Sant Antoni de Portmany. Erbaut 1992, verfügt die Fähre der Reederei Trasmediterranea zwar über videoüberwachte Passagierdecks, Rauchmelder und Sprinkleranlagen sowie gut markierte Fluchtwege.
"Ein großes Manko ist jedoch, dass die Passagiere nur über die Fahrzeugrampe an Bord gelangen - während direkt neben ihnen Autos und Lkw einfahren", so Renner. Aufgrund von ungesicherten Farbeimern und Benzinlacken auf dem Boden herrscht auf dem Autodeck Brandgefahr. Zudem sind die Rettungsboote und -westen teilweise alt oder in schlechtem Zustand. Ein modernes Evakuierungssystem fehlt genauso wie ausreichende Sicherheitshinweise.
Gefährlicher Trend: Diebstahlschutz für Rettungswesten
Immer mehr Reedereien gehen dazu über, in den Kabinen keine Rettungswesten mehr bereitzustellen, um Diebstahl zu vermeiden. Stattdessen befinden sich Rettungswesten oft nur noch an Sammelstationen - wo sie jedoch teilweise in Spinden eingeschlossen werden und der Schlüssel lediglich bei der Crew aufliegt. Damit sind sie für Passagiere im Notfall nicht zu erreichen. "Besser gelöst wäre die Problematik, wenn Rettungswesten in den einzelnen Kabinen diebstahlgesichert hinter Glas aufbewahrt würden", schlägt ÖAMTC-Expertin Renner vor.
Optimierungsbedarf besteht auch bei den Fluchtwegen: diese sind zwar auf fast allen der getesteten Schiffe vorhanden, es mangelt jedoch noch an durchgehender Ausstattung mit Richtungspfeilen oder LED-Beleuchtung.
Zur Vorgehensweise des Fährentests
Untersucht wurden 18 Ro-Ro-Passagierfähren, also Fähren, bei denen das Ein- und Ausfahren von Fahrzeugen und Frachtgütern möglich ist ("roll on, roll off"). Bei den Testern handelte es sich um international anerkannte, unabhängige Sachverständige und Kapitäne. Ohne sich bekannt zu geben und anhand einheitlicher Kriterien überprüften sie den Zustand der Schiffe sowie alle für Passagiere zugänglichen Sicherheitseinrichtungen.
Nach diesem Inkognito-Test gab sich der Sachverständige beim Kapitän der Fähre zu erkennen. Mit einer Ausnahme verhielten sich die Schiffsleitungen kooperativ und ermöglichten den Testern Zugang zu den Schiffspapieren, zum Maschinenraum als auch den Autodecks, Laderäumen und Brücken.